Spiel mit der Reizwahrnehmung

Eine Idee für euren Urlaub in der Ferne oder zu Hause: Wenn ihr mit eurem hochsensiblen Kind unterwegs seid, dann saugt einmal gemeinsam so richtig bewusst die neue Atmosphäre auf. Und zwar in Form eines Spieles.

„Ich hör‘, ich hör‘, was du nicht hörst“

Konzentriert euch zuerst auf das Hören. Jede/r filtert für sich aus dem Gewirr an Geräuschen und der neuen Klangkulisse fünf Dinge heraus, die ihr hört. Ganz egal, wo ihr euch gerade befindet. Das funktioniert immer und überall. Bennent einfach in eurem Kopf fünf Dinge, die ihr hört („ich höre…“). Danach erzählt euch davon, z.B. „Ich habe das Knirschen des Terrassenbodens gehört, das Rauschen des Wassers, das Klappern des Geschirrs, das Lachen der Kellner und das Brummen der Eiskühlung.“ Und ihr werdet bemerken, dass es zwar gemeinsame Aufzählungen geben wird, aber eben auch ganz unterschiedliche.

Wir können mit dieser Übung erfahren, dass wir mit unserer Reizwahrnehmung spielen können. Wir sind den vielen Reizen nicht ausgeliefert, sondern können aus der Vielzahl an Einflüssen, die auf uns hereinprasseln wählen. Die Kunst liegt in der Wahrnehmung der Wahrnehmung – und damit können wir nicht bald genug anfangen.

In diesem Sinne geht unser Spiel weiter mit Sehen und Fühlen. Und zwar so: Benenne  in deinen Gedanken fünf Dingen, die du siehst. Hier gibt es wieder unzählige Möglichkeiten, um etwas Konkretes herauszufiltern. Es könnte heißen: „Ich sehe einen roten Sonnenschirm, den blauen Himmel, das gelbe Sportauto, das rosa Eis, das bunte Kleid“. Wenn ihr wollt, könnt ihr euch auch darüber wieder austauschen und einen neuen Blick auf die Umgebung bekommen: „Na sowas, das leuchtgrüne Handtuch habe ich völlig übersehen.“

Und nun fünf Dinge, die ihr spürt. Ist es der Wind auf der Haut, das Knurren des Magens, das Ziehen am Rücken, die Steine unter den Füßen oder das Jucken des Gelsenstiches?

Wenn es euch Freude macht, dann macht weiter mit Gerüchen.

Und wenn es euch zu langwierig vorkommt, dann könnt ihr es natürlich auch mit einer kleiner Anzahl probieren.

Dieses Fokussieren auf einzelne Reize ermöglicht euch & eurem hochsensiblen Kind, über die Fülle der vielen neuen Eindrücke zu sprechen. Durch die Aktivierung der eigenen Wahrnehmung, fühlen wir uns nicht so ausgeliefert und überrollt.

Zum Abschluss noch eine kleine Variation. Ihr könnt auch die Beobachtungsgabe eures Kindes als Anlass für ein Spiel nehmen. Seid ihr im Ausland unterwegs, so sucht doch einmal ganz bewusst nach Unterschieden.

Wie sieht hier der Postkasten, der Zebrastreifen, die Ampel etc. aus? Wieso wirken die gefüllten Regale im Supermarkt ganz anders? Welche Geräusche kennst du nicht?

Diese Übungen sind auch sehr hilfreich, wenn wir mit unserem hochsensiblen Kind in Situationen feststecken, wo wir schon voraus ahnen können, dass es zu einer Überreizung kommen kann. Ich denke da z.B. an ein viel zu langes Warten in einer überfüllten Pizzeria, lautstark mit Musik beschallt. Ein aktives Ansprechen der vielen Reize kann da durchaus hilfreich sein. „Horch mal wie viele Geräusche sich hier vermischen…“ Und schon sind wir mitten im Spiel mit unserer Reizwahrnehmung und sanft im „Hier und Jetzt“ gelandet.

Alles Liebe!